1929 erscheint Virginia Woolfs Essay A Room of One’s Own. Der Text baut auf zwei Vorträgen aus dem vorangehenden Jahr auf und kreist um eine zentrale Frage: Was wäre, wenn Frauen genug Geld und ein Zimmer für sich allein zum Schreiben hätten? Zeitgleich wird diese Frage innerhalb der bildenden Kunst variiert: Was malen Frauen, wenn sie «Raum» für sich und ihr künstlerisches Schaffen haben? Die späten 1920er-Jahre sind eine Zeit der «Frauenausstellungen», sowohl international wie auch in der Schweiz. Es ist eine Zeit des Aufbruchs, der Möglichkeiten, in der selbstbewusst eigener Raum proklamiert wurde.
Als wichtigste «Frauenausstellung» für die Schweiz ist die SAFFA 1928, die Schweizerische Ausstellung für Frauenarbeit, zu nennen. Diese brachte sowohl ein Verzeichnis der Publikationen von Schweizerfrauen, eine Ausstellung mit Künstlerinnen auf dem Areal der SAFFA selbst sowie eine historisch ausgerichtete Ausstellung im Kunstmuseum Bern hervor. Die Werke der Autorinnen in der Sparte Literatur wurden dem Publikum zudem in einer Bibliothek mit eigenem Leseraum sowie einem Kinderlesesaal zugänglich gemacht. Begleitet wurden diese Präsentationen von zwei der frühesten Texte einer Schweizer (feministischen) Kunst- und Literaturgeschichte, der eine geschrieben von Doris Wild, der andere von Blanca Röthlisberger.
Geleitet von Virginia Woolf und einem Nachdenken über mögliche Orte innerhalb der Literatur und Kunst für Frauen – damals und heute –, zeigen Marilin Brun und Mara Züst ihre künstlerische Recherche: eine Installation mit Selbstporträts der an der SAFFA 1928 beteiligten Künstlerinnen und ein Hörstück, das auf Textauszügen beruht, in denen Schriftstellerinnen jener Zeit Lebens- und Arbeitsbedingungen von (künstlerisch) tätigen Frauen reflektieren. Eröffnet werden diese beiden Räume von den Namen der an der SAFFA 1928 gezeigten Künstlerinnen und der Schriftstellerinnen, die im Verzeichnis der Publikationen von Schweizerfrauen im Kapitel «Schöne Literatur, Unterhaltungsschriften» aufgelistet sind. Eine Ergänzung dazu bietet der dritte Raum der Ausstellung, der einen erweiterten Blick auf die SAFFA 1928 wirft und eine Geschichte sucht, die noch wenig erzählt ist.
Verantwortliche
Kuration: Marilin Brun und Mara Züst
Ausstellung in Zusammenarbeit mit Piet Esch und Mirjam Wirz sowie Studio NOI
Weitere Informationen:
https://strauhof.ch/ausstellungen/denn-wenn-chloe-olivia-mag/
Unterstützt von: Cassinelli-Vogel Stiftung