Die Suche nach Exoplaneten – angetrieben von der NASA – hat seit der ersten Entdeckung in den 1990er-Jahren stark zugenommen. Bis heute ist die Existenz von über 4’352 Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems bestätigt. Ein kurzer Rückblick in die Geschichte zeigt: Als im 16. Jahrhundert mit dem heliozentrischen Weltbild die Erde aus dem Zentrum des Sonnensystems verdrängt wurde, avancierte kurz später das Individuum zum Nabel der Welt. Als gäbe es eine Parallele, galten doch beide längst als etwas Einzigartiges, um das sich alles dreht. Die kopernikanische Wende eröffnete eine neue Sicht, die viel leichter zu begreifen sei als die Bewegungen der Himmelskörper nach geozentrischem Weltbild. Dieses sei wie eine «fast endlose Menge von Kreisen zersplittert», schreibt Nikolaus Kopernikus.
Nun stehen wir erneut an einem Wendepunkt und befinden uns auf der Suche nach einer zweiten Erde; aus wissenschaftlichem Antrieb oder auch weil die Ressourcen unseres Planeten zur Neige gehen und einige den utopischen Traum hegen, auf eine zweite Erde umzusiedeln. Oder schlicht, um die Expansion in den Weltraum weiter voranzutreiben. Die Suche nach Leben im All bzw. nach Bedingungen, die solches ermöglichen, ist meist anthropozentrisch geprägt. Die Frage stellt sich, ob Leben überhaupt als solches erkannt werden kann, wenn es von unseren gewohnten Vorstellungen abweicht. Wir suchen ein Ebenbild, einen Zwilling, der uns spiegelt. Die Arbeit Fast endlose Menge von Kreisen zersplittert zeigt drei hypothetische Visualisierungen der NASA der Exoplaneten TRAPPIST-1 e, Kepler-22 b, TRAPPIST-1 d, die verwirrend erdähnlich aussehen. Auf den ersten Blick lässt sich nicht aufschlüsseln, was dabei genau dargestellt wird. Die Erde nach einer Klimakatastrophe? Erst bei genauerer Betrachtung gibt der Untertitel Auskunft.
Doch was passiert mit unserem Selbstbild, wenn wir diesen erdähnlichen Exoplaneten begegnen? Wer ist das Original, wer ist die Kopie? Wie verändern wir uns, wenn wir plötzlich von der Erde im Plural sprechen können? Es bleibt ein Gefühl von Sehnsucht und Unbehagen.
Hypothetische Visualisierungen der NASA der Exoplaneten TRAPPIST-1 e, Kepler-22 b, TRAPPIST-1 d